Ich bin keine Tierärztin. Auch keine Physiotherapeutin. Ich bin von Geburt an querschnittgelähmt. Gendefekt. Kann passieren. Durch die Übersensibilität meiner Beine habe ich öfters Wunden und Druckstellen. Auch das kann passieren. Manche Querschnittler haben keine Sensibilität in den Beinen und verletzen sich dadurch. Andere, so wie ich sind übersensibel. Ich besitze ein Arsenal an Wundcremes und Verbänden. Das ist lästig, ich kann mir Schöneres vorstellen, ja.
Aber mir deshalb die Beine amputieren? Niemals! Abgesehen von der schweren, völlig unnötigen OP und den ganzen chemischen Keulen und der Heilungsphase ist das der Anfang vom Ende. Ohne Beine sitze ich falsch. Es kommt zu einer Fehlbelastung. Dadurch bekomme ich Druckstellen an anderen Stellen. Die Ursache, nämlich die Sensibilitätsstörung durch die Querschnittlähmung bleibt ja erhalten. Mir würden meine Beine auch wegen der Mobilität fehlen. Klingt komisch ist aber so. Bei amputierten ist die Gewichtsverteilung anders. Die Bewegung ist dadurch eingeschränkter, die Gelenke und der Rücken werden falsch belastet und der Rolli muß klobiger werden. Will ich das alles auf mich nehmen? Niemals! Lieber habe ich offene Zehen als ein offenes Hinterteil, was dann auch zu offenen Wunden im Bauch und Rückenbereich führen kann.
Bei unseren gelähmten Hunden ist das aber gerade groß in Mode. Eine schreckliche Mode. Niemals, wirklich niemals würde ich meinem querschnittgelähmten Cesar die Beine amputieren lassen, nur weil er sie sich aufschürft. Lieber schürft er sich die Beine auf als das Hinterteil oder den Bauch! Niemals würde ich ihm ohne schwerwiegende medizinische Indikation eine so gravierende Operation zumuten. Abgesehen davon kann man gegen wunde Beine etwas machen wie z.B. einen Rutschsack oder auch eine Strumpfhose.
Ich bin keine Tierärztin, auch keine Physiotherapeutin. Ich bin lediglich ein Mensch mit über 40 Jahren Querschnitterfahrung. Und aus eigener Erfahrung kann ich es nicht gut heißen, einem Querschnittgelähmten ohne Grund die Beine zu amputieren!