„Mein Hund bellt, wenn er „muß“.“ Den Satz höre ich oft von Besitzern querschnittgelähmter Hunde. Gestern hatte ich zum ersten Mal auch dieses Erlebnis. Wochenende, der Baumarkt gerappelt voll, wir an der Kasse. Ich zücke gerade meinen Geldbeutel, da höre ich die Ansage meiner Begleitung: „Feind von vorne.“ Leider war es zu spät zu handeln. Kaum hatte der kleinste Hund unseres Rudels den Hund entdeckt, der gerade zum Eingang hinein kam, brach auch schon das Gebell los.
Wir beruhigten unsere Hunde, ich entschuldigte mich bei der Kassiererin, da sah ich die Misere. Mein hochgelähmter Rüde hatte eine riesige Pfütze hinterlassen.
Hat er jetzt gebellt um anzukündigen, daß er „muß“?
Nein, dies nennt man Belastungsinkontinenz. Da seine Reflexe unterhalb der Lähmung noch ein wenig funktionieren, konnte er den Urin recht gut zurückhalten. Aber als er dann seine Entrüstung über den fremden Hund kund geben musste, spannten sich erst alle Muskeln in seinem Körper an und ließen dann locker. Und prompt war es geschehen. Dabei kann man aber nicht davon ausgehen, daß die Blase danach ganz leer ist. Ein Rest bleibt immer noch zurück, der dann manuell entleert werden muß, damit es keinen Harnwegsinfekt oder einen Reflux in die Niere gibt.
Foto: Oliver Luckert